Nach elf Jahren als Präsident und insgesamt 20 Jahren im Präsidium des Österreichischen Rechtsanwaltskammertages (ÖRAK) erklärte Dr. Rupert Wolff am Donnerstag im Rahmen des Anwaltstages in Andau seinen Rückzug. Er tat dies ein Jahr vor Ablauf seiner insgesamt vierten Funktionsperiode. Der bisherige Vizepräsident Dr. Armenak Utudjian wurde von der Vertreterversammlung des ÖRAK zum Nachfolger des Salzburgers gewählt. Der 58-jährige Rechtsanwalt aus Wien repräsentiert künftig über 6.900 Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte sowie 2.300 Rechtsanwaltsanwärterinnen und Rechtsanwaltsanwärter. Als neue Vizepräsidentin verstärkt Mag. Petra Cernochova das Präsidium des ÖRAK.
Wolff: „Strukturen festigen und «alternative Energien» zum Einsatz bringen“
Die Umbildung des Präsidiums war ein bedeutsamer Höhepunkt des Anwaltstages, der noch bis Samstag im Burgenland abgehalten wird. Wolff bedankte sich bei seinen Kolleginnen und Kollegen für das langjährige Vertrauen und betonte die Erfahrung und Expertise seines Nachfolgers. „Wir Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte haben uns einen Namen gemacht als Kritikerinnen und Mahner aller Tendenzen, diesen Rechtsstaat auszuhöhlen. Wir werden gehört und ernst genommen, darauf können wir stolz sein. Jetzt geht es darum, unsere Struktur zu festigen und unsere «alternativen Energien» zum Einsatz zu bringen“, kommentierte der scheidende Präsident Rupert Wolff die Übergabe seines Amtes.
Der ÖRAK sei als wesentlicher Pfeiler der österreichischen Justizpolitik etabliert, so Wolff weiter. Die herausfordernden wirtschaftlichen Zeiten für alle Bürgerinnen und Bürger, auch für die Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte, erfordern einen starken wirtschaftlichen Fokus. Die österreichischen Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte hätten das Glück, dass sie in ihrer Standesvertretung auch diese Expertise hervorragend abbilden können. „Es ist an der Zeit, dass der Mann, der insbesondere auch für diese wirtschaftliche Expertise steht, den Schritt an die Spitze unserer Organisation geht“, bat Wolff seinen gewählten Nachfolger Armenak Utudjian, die Aufgabe des ÖRAK-Präsidenten mit voller Kraft für die Anwaltschaft und den Rechtsstaat weiterzuführen.
Utudjian: „Erhalt und Ausbau des Rechtsstaates ist weiter die vordringlichste Aufgabe als Rechtsanwaltschaft"
„Dank der großartigen Arbeit von Rupert Wolff sind wir heute hervorragend positioniert, um die rechtsstaatliche Zukunft Österreichs und Europas mitgestalten zu können. Das müssen wir weiter nützen. Schließlich geht es um die notwendige Grundlage für die Zukunft unseres Berufes.“ Mit diesen Worten machte der neue Präsident Armenak Utudjian klar, dass auch künftig mit einer starken Rechtsanwaltschaft im öffentlichen Diskurs zu rechnen ist.
Intern wird Utudjian Schwerpunkte in den Bereichen Serviceleistungen für Standesmitglieder, Frauen im Anwaltsstand, weitere Attraktivierung des Berufsbildes, Stärkung der anwaltlichen Versorgungseinrichtung sowie IT und Digitalisierung setzen.
Utudjian: „Modernisierung, Digitalisierung und vor allem Entbürokratisierung wollen wir aber nicht nur im eigenen Bereich vorantreiben. Wir werden das auch überall dort einfordern, wo wir Verbesserungspotential sehen.“ Und davon gäbe es reichlich: „Sowohl in der Justiz, als auch in der Verwaltung. Denn auch der Rechtsstaat muss mit der Zeit gehen, allerdings ohne sich dabei selbst abzuschaffen. Der Erhalt und Ausbau des Rechtsstaates ist weiter die vordringlichste Aufgabe als Rechtsanwaltschaft“, so Utudjian weiter.
Rupert Wolff zum Ehrenpräsidenten ernannt
In Würdigung seiner Verdienste und Leistungen wurde Rupert Wolff von der Vertreterversammlung per Akklamation zum Ehrenpräsidenten des ÖRAK ernannt. „Unser aller Dank und Anerkennung gilt Rupert Wolff, der Großes geleistet hat. Nicht nur für die Rechtsanwaltschaft, sondern insgesamt für den Rechtsstaat. Ich werde versuchen, den eingeschlagenen Weg voller Energie fortzusetzen und dabei neue Impulse zu setzen“, würdigte Utudjian die Verdienste seines Vorgängers.
Utudjian ist fünfter Präsident der 48-jährigen ÖRAK-Geschichte
Armenak Utudjian ist der fünfte Präsident in der 48-jährigen Geschichte der anwaltlichen Dachorganisation. Seine Vorgänger an der Spitze der heimischen Rechtsanwaltschaft waren Dr. Walter Schuppich (1974 – 1993), Dr. Klaus Hoffmann (1993 – 2002), Dr. Gerhard Benn-Ibler (2002 – 2011) und Dr. Rupert Wolff (2011 – 2022). Utudjian blickt auf langjährige Erfahrung sowohl als Rechtsanwalt, als auch als Standesvertreter zurück: Seit 1993 ist er als Rechtsanwalt tätig und langjähriges Mitglied des Ausschusses der Rechtsanwaltskammer Wien. Von 2011 bis 2022 war er Vizepräsident des Österreichischen Rechtsanwaltskammertages und wurde 2021 zum Vizepräsidenten der Bundeskonferenz der Freien Berufe Österreichs gewählt.
Das ÖRAK-Präsidium in der Übersicht
Präsident Dr. Armenak UTUDJIAN (geb. 07.07.1964)
Armenak Utudjian ist seit 1993 als Rechtsanwalt in Wien tätig und langjähriges Mitglied des Ausschusses der Rechtsanwaltskammer Wien. Seit September 2011 war Utudjian Vizepräsident des ÖRAK. In dieser Funktion wurde er 2014, 2017 und 2020 durch Wiederwahl bestätigt. Seit 2021 ist Utudjian Vizepräsident der Bundeskonferenz der Freien Berufe Österreichs. Am 22.09.2022 wurde er für die Restzeit der laufenden Funktionsperiode zum Präsidenten des ÖRAK gewählt.
Vizepräsidentin Mag. Petra CERNOCHOVA (geb. 15.07.1982)
Petra Cernochova ist seit 2009 als Rechtsanwältin in Wien sowie seit 2010 als Rechtsanwältin in der Tschechischen Republik tätig. Von 2015 bis 2019 war sie Mitglied des Ausschusses der Rechtsanwaltskammer Wien. Seit 2018 ist sie Vorsitzende des ÖRAK-Arbeitskreises Berufsaus- und Fortbildung. Am 22.09.2022 wurde sie für die Restzeit der laufenden Funktionsperiode zur Vizepräsidentin des ÖRAK gewählt.
Vizepräsident Dr. Bernhard FINK (geb. 11.06.1965)
Bernhard Fink ist seit 1996 als Rechtsanwalt in Kärnten tätig. Er ist seit 1997 Mitglied des Ausschusses der Rechtsanwaltskammer für Kärnten, deren Vizepräsident er von 2006 bis 2020 war. Seit 2017 ist Fink Vizepräsident des ÖRAK (Wiederwahl 2020).
Vizepräsidentin Dr. Marcella PRUNBAUER-GLASER (geb. 14.12.1957)
Marcella Prunbauer-Glaser ist seit 1987 als Rechtsanwältin in Wien tätig. Zuvor war sie bereits seit 1983 zur New York Bar zugelassen. Sie ist seit 1997 Mitglied des Ausschusses der Rechtsanwaltskammer Wien und der österreichischen Delegation zum CCBE, deren Leitung sie jahrelang innehatte. Im Jahr 2012 stand Prunbauer-Glaser als Präsidentin des CCBE an der Spitze der europäischen Rechtsanwaltschaft. Seit November 2009 ist Prunbauer-Glaser Vizepräsidentin des ÖRAK und wurde im September 2011 sowie in den Jahren 2014, 2017 und 2020 in dieser Funktion bestätigt. Im Juni 2022 wurde sie zur Präsidentin des Österreichischen Juristentages gewählt.